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und psychotherapie

   
                         
 

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harald picker

   
                       
                       
  Harald Picker ist am 6. September 2022 verstorben. Harald war ein Pionier der sozialen Arbeit mit jungen Menschen der ersten Stunde.  
                       
  Diese Website soll dazu dienen, die Erinnerung an eine Persönlichkeit aufrecht zu halten, die ein reichhaltiges Erbe in vielfacher Hinsicht hinterlassen hat.

Klaus Madersbacher, Freund und Webmaster

 
                       
                       
  Nachruf auf Harald Picker (16.09.1939 – 06.09.2022)

Mit Trauer geben wir bekannt, dass unser geschätzter Kollege Harald Picker am 6. September 2022 verstorben ist.

Harald Picker zeichnete sich durch seine große Menschlichkeit und wohlwollende Autorität aus, mit der er seinen Patient*innen, Supervisand*innen und Student*innen begegnete. Wir haben mit ihm einen Psychoanalytiker verloren, der psychoanalytisches Denken in großer Offenheit und Toleranz lehrte und vorlebte.

Harald Picker begann seine berufliche Laufbahn als Lehrer. Als Pädagoge galt sein Interesse bald den sozial Benachteiligten der Gesellschaft, Jugendlichen, die unter schwierigsten Bedingungen ohne verlässliche Bezugspersonen aufwuchsen, wodurch ihre Liebes- und Arbeitsfähigkeit stark eingeschränkt war und in grobes dissoziales Verhalten mündete.

Picker kam mit der Psychoanalyse in Kontakt und absolvierte seine Lehranalyse bei Adalbert Wegeler, einem der Pioniere des heutigen Wiener Arbeitskreises für Psychoanalyse. Fasziniert von der Kraft des Unbewussten verschrieb er sich dem psychoanalytischen Menschenbild und wendete dieses in sozialpädagogischen und therapeutischen Arbeitsbereichen mit gesellschaftlichen Randgruppen an.

1972 gründete er eine von der Stadt Wien geförderte therapeutische Wohngemeinschaft für dissoziale Jugendliche, wo anwendungsorientiert nach psychoanalytischen Grundsätzen gemeinsam gelebt wurde. Beziehungsfähigkeit sollte erlangt werden durch Einsicht und Durcharbeiten von unbewussten Konflikten und dem Nachreifen an empathischen, stabilen und nicht verurteilenden Ersatzobjekten. Mit diesem Pilotprojekt nahm Harald Picker eine wichtige Vorreiterrolle in der Jugendwohlfahrt ein, die schließlich in der Heimreform 2000 zur Auflösung der Wiener Großheime führte.

Die Verschränkung von sozialtherapeutischem und psychoanalytischem Wissen wurde schließlich in der Gründung von ambulanten Beratungs- und Therapieeinrichtungen als „Sozialtherapeutische Institute“ ab 1975 umgesetzt und vertieft. Harald Pickers Leben war von intensiver Vortrags-, Lehr- und Supervisionstätigkeit im Bereich der sozialen Arbeit, des Strafvollzugs und der Psychoanalyse geprägt. Seine Arbeit wurde 2007 durch die Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst gewürdigt.

1985 gründete er gemeinsam mit Klaus Rückert eine „Freie Schule der Psychoanalyse“, das Wiener Psychoanalytische Seminar. Die Bildung zur Psychoanalytiker*in sollte durch freien Diskurs in regelmäßigen kostenlosen Abenden und Fortbildungsveranstaltungen gelingen. Schüler*innen und Lehrer*innen begegneten einander von Anfang an auf Augenhöhe, gesellschaftskritisches Denken und die persönliche Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse wurde in einer Atmosphäre der Wertschätzung für alles Menschliche gefördert, als Reaktion auf die autoritär-konservativen Tendenzen anderer psychoanalytischer Vereine.

Kurz nach der Gründung der SFU 2003 trat Harald Picker dem Lehrteam bei und arbeitete bis zuletzt als Lehranalytiker aktiv im psychoanalytischen Fachspezifikum in Kooperation mit dem Psychoanalytischen Seminar Innsbruck mit.

Harald Picker wird uns als Mensch in Erinnerung bleiben, der sich in Liebe zu seinen Mitmenschen verbunden fühlte. Er verstand es in seinen Patient*innen die Liebe und nicht den Hass zu nähren, um Solidarität und Liebesfähigkeit in ihnen zu erwecken.

Anita Dietrich Neunkirchner

Schülerin und Kollegin von Harald Picker