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          Von den weniger "Religiösen"

Sonderbar ist es schon, dass offenbar sehr viele Menschen kein Interesse an Fragen der Philosophie, an Auseinandersetzung mit den Religionen oder überhaupt an den Theorien über die Welt im Gesamten zu haben scheinen. (Über die Eigentümlichkeiten der „Religiösen“ haben wir bereits im vorhergehenden Text Feststellungen getroffen).

Vielleicht kann man diese Mitmenschen in populärem Gebrauchsdeutsch die „Eh klar –Gruppe“ nennen. Denn für sie ist alles „eh klar“. Sie wundern sich auch nicht, daß es sie gibt, fragen sich auch nicht, wer sie überhaupt sind. „Es gibt mich, also gibt es mich“ lautet ihre sicherlich zutreffende philosophische Grundaussage in Abwandlung des „cogito ergo sum“.

Sonderbar sind sie , weil sie alles für „selbstverständlich“ halten, sich über nichts wundern, ausgenommen über Menschen, die nachdenken, wieso sie  existieren und wer das eigentlich ist, den man als „Ich selbst“ zu bezeichnen pflegt. Dieses „Alles für selbstverständlich halten“ ist deswegen so sonderbar, weil es eigentlich überhaupt nichts gibt, was man so gemeinhin für „selbstverständlich“ halten kann, wenn man nur ein wenig zu reflektieren gewohnt ist.

Vielleicht ist es so, dass, weil alles Anlass zum Staunen und Wundern ist, diese Erkenntnis verflachend wirkt und daher selbst zur „Selbstverständlichkeit“ wird, die im Sinne des „Eh klar“ ad acta gelegt wird, manchmal auch aus Frustration über die vielen ungelösten Fragen, die sich auftun. „Da wird man ja verrückt“ ist eine gut bekannte Abwehrreaktion gegen allzu philosophisches Grübeln.

Sonderbar ist es, wie sehr die Menschheit in ihrem derzeitigen Entwicklungsstand in einem Stadium der Entpuppung aus ihrer Herkunft aus dem Tierreich herumhängt und in einem Zwischenstadium der Evolution zu ihrer möglichen Zukunft steckt. Einerseits so unreflektiert wie die Tiere zu sein, andererseits höchste Intelligenzleistungen zustande zu bringen, das macht das Sonderbarsein wahrscheinlich aus.

Sonderbarerweise gibt es aber wenig Einsicht darüber, daß wir in der derzeitigen Entwicklung des Menschseins mit einiger Sicherheit auf der Stufe des Neandertalers gegenüber einer noch  der weiteren Evolution bedürftigen zukünftigen Menschheit stehen. Ein Psychoanalytiker hat seinen Kollegen einmal den Rat gegeben :“ ...Wenn Sie einen Patienten auf Ihrer Couch liegen haben, so denken Sie immer daran, daß vor Ihnen nicht nur Herr oder Frau XY liegt, sondern auch ein Einzeller, ein Lurch, ein Krokodil ..., kurz die gesamte Evolutionsgeschichte“

Von diesem Standpunkt der Erkenntnis aus ist es besser verständlich, was den heutigen Stand der Menschheitsentwicklung ausmacht: Wir unterliegen der Evolution und sind erst ganz am Anfang. Das erklärt, wieso Menschen einerseits das „Eh klar- Gefühl“ des Tierreichs erleben, andererseits  primitivreligiöse „Überzeugungen“ hochhalten oder wirre Ideologien kreieren und trotzdem Höchstleistungen der Intellektualität derselben Menschheit möglich sind.

Friedrich v.Weizsäcker sagte etwas Wichtiges :“Materie ist Geist, der sich dessen (noch) nicht bewußt ist “.

 Die Menschheit scheint in einem ähnlichen evolutionsbedürftigen Zustand zu sein und mit ihr alles Handeln und Denken, welches außerstande zu sein scheint, gesellschaftliche Probleme „menschlich“ zu lösen.

In unserer Vorstellung sind wir bereits weit in der Evolution voraus und entwickeln ein idealisiertes Bild vom Menschen, das dem derzeitigen Evolutionsstand um tausende Jahre voraus ist.

Das schmerzt und macht die Menschheit so sonderbar.

                   
                               
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