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          Zum Thema „GEIZ“

Aus psychoanalytischer Sicht ist „Geiz“ traditionell als Abkömmling der Analphase zu verstehen,also als charakterliche Ausbildung der „Retentionslust“, der Lust am Zurückhalten der Exkrememte im Kleinkindalter.

Allerdings ist eine solche Sichtweise trotz ihrer scheinbaren Plausibilität zu eingeschränkt. Monokausale Deutungen sind immer eingeschränkt und daher manchmal trotz teilweiser Richtigkeit für die gesamtmenschliche Dimension irreführend.

Geiz kann man auch als „Mangel an Vertrauen“ in die (Um)welt betrachten. Es ist die Einstellung : “Was ich hergebe, geht verloren“. „Ich bekomme nichts Gleichwertiges zurück, ich muß daher alles strikt bei mir behalten und absichern. „Wehret den Anfängen“...

Diese Haltung spiegelt sich wider in den Beziehungen zu Menschen. Ich „geize“ mit Zuwendung, denn meine Libido ist ein begrenztes Gut, das ich nicht verschleudern darf. Ich darf mich nicht darauf verlassen, daß ich bei anderen Menschen Libido tanken kann, daß ein Austausch pulsiert, der es mir sinnvoll erscheinen läßt, diesen Strom nicht durch Sperren meinerseits zu unterbrechen.

Großzügigkeit als Gegensatz zu Geiz kann nur der Mensch leben, der in seinen Grundbeziehungen ein stabiles URVERTRAUEN erleben konnte und in dieser Hinsicht angstfrei und erwartungsvoll gegenüber  den „Tauschhandlungen“ des Lebensvollzugs eingestellt ist.

Die Erfahrung in der Mutter -Vater - Kind - Beziehung muß sein: Wir Drei spielen ein lustvolles Spiel des Austauschens von Liebe, Spass, Lust. Das Spiel geht nur dann, wenn ich gebe und nehme, daher gebe ich (in der Wirtschaft heißt das „investieren“) und nehme ich (in der Wirtschaft heißt das „Umsatz“) . Daraus entsteht für mich Neues und Gewinn (in der Wirtschaft nennt man das „Wertschöpfung“,“Wachstum“).

Ein Mangel an „Tauschbereitschaft“ drückt sich auch körperlich aus. „Geizige“ Menschen sind häufig kurzatmig, atmen weder ganz ein noch ganz aus, sie sind diesem Tauschprozess des Atmens zwar biologisch unterworfen, aber sie bejahen ihn nicht wirklich, Angst hindert sie, Luft ganz herzugeben und Außenluft ganz einzuatmen.

Insofern ist „Atemtherapie“ ein möglicher Zugang zu Psychotherapie und auch in differenzierter Weise zu psychoanalytisch orientierter Psychotherapie, wenn der Bezug „Atem und Beziehung“ reflektierbar ist und tiefenpsychologisch bearbeitbar wird.

Geiz ist kein monokausales „Symptom“, sondern ein durch Grunderlebnisse in den frühen Objektbeziehungen erworbener Charakterzug, der teilweise mit zwanghaft-sadistischen Abkömmlingen der Analphase gespeist wird, aber wesentlich durch Mangelerfahrungen in den frühen Objektbeziehungen die Lebenshaltungen und Einstellungen prägt.

                   
                               
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