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          Tod und Leben

( Sylvester/Neujahr 2009 / 2010 )

Gesetzt den Fall, unsere Wissenschaft hätte – gerade richtig zum Jahreswechsel - ein Medikament entwickelt, dessen Einnahme uns vor jeder Krankheit und vor dem Altern bewahren würde.

Nehmen wir auch weiter an, diese Medizin würde allen Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen, allen Erdteilen und allen Bewohnern dieses Planeten.

Zunächst wäre die Freude über unser gemeinsames nun erreichbares „ewiges Leben" überschwänglich.

Was aber wären die Konsequenzen dieses „Quantensprungs der Medizin"?

Zunächst wäre ja der Tod noch lange nicht abgeschafft, denn noch immer würden Unfälle und schwere Verletzungen den Tod zur Folge haben können, da diese Verletzungen keine Krankheiten sind, die wir heilen könnten, auch nicht mit „Ersatzteilmedizin". Wir hätten also zwar die Chance, ewig gesund bleiben zu können, da unser neues Medikament jede Krankheitsentwicklung verhindern würde. Aber nun, da wir diese Chance, nicht sterben zu müssen, nicht verspielen dürfen, müssen wir jede Verletzungsmöglichkeit vermeiden. Wer wäre denn so blödsinnig, noch am Autoverkehr teilzunehmen oder in die Berge Klettern zu gehen, ein Flugzeug zu besteigen oder andere Gefahrenmomente zuzulassen? Wer würde denn etliche 1000 Jahre Leben aufs Spiel setzen wollen?

Unbewußterweise trauen wir uns doch gefährliche Vergnügungen, Sportarten oder auch gefahrvolle Hilfeleistungen im Grunde genommen nur deswegen zu, weil wir „wissen", daß wir ohnehin früher oder später sterben werden.

Der Verlust an Lebenszeit ist messbar, jedenfalls nicht unendlich.

Ich vermute, wir würden so vorsichtig werden, daß wir vor lauter Selbstschutz nicht mehr aktiv leben könnten. Das Ende allen Wagemutes wäre gekommen.

Wenn wirklich immer weniger Menschen sterben würden, oder vielleicht erst in hunderten Jahren, dann dürften wir keine Nachkommen mehr zeugen, oder diese auch ihrerseits keine Kinder, unsere Enkeln.

Es gäbe schon noch die Möglichkeit, zumindest einige hundert Jahre lang, Nachkommen zu zeugen, wenn wir dafür durch die Vernichtung anderer Menschen, am ehesten unterprivilegierter Bevölkerungsgruppen („Untermenschen") für die Kinderlein der Mächtigen Platz schaffen.

Jedes soziale Leben, jede Menschlichkeit, jedwede Freude an Weitergabe von Leben und Beziehung an die eigenen oder fremden Kinder wäre zerstört.

Die Menschheit würde in kollektivem Selbstmord und Wahnsinn enden.

Es kann uns vielleicht mit dem Tod versöhnen, daß wir durch ihn ein menschenwürdiges Sozialleben zustande bringen – und dem Risiko im Leben seinen Platz lassen können.

„Nur wer sein Leben verliert, wird es gewinnen" steht in der Bibel.

                   
                               
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