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Überlegungen | |||||||||||||||
Von
Vorhäuten und Traditionen
Jetzt hat also ein Gericht die Beschneidung der Buben aus religiösen Gründen als vorsätzliche Körperverletzung identifiziert und somit unter Strafdrohung gestellt. Das ist seeeeeehr peinlich, denn mindestens 2 anerkannte große Religionsgemeinschaften halten die Beschneidung der männlichen Kinder für einen integralen Bestandteil der Religion. Die Religionsfreiheit ist gesetzlich geschützt , daher wird gegen diese Entscheidung des Gerichtes heftig protestiert. Ein Dilemma: Zwei Werte stehen einander gegenüber. Der eine Wert heißt Tradition angereichert mit Religion, der andere Wert heißt Unversehrtheit des auf Schutz angewiesenen Kindes angereichert mit dem Begriff Menschenrechte. Wir verbeugen uns vor den Traditionen der verschiedenen Kulturen, wollen diese ehren und achten, aus Respekt, aus Friedfertigkeit, aus dem Grunde der moralischen Absolution, die wir der Vergangenheit, falls sie nur weit genug zurückliegt, leichtfertig zusprechen. Und außerdem haben wir auch Angst, als intolerant zu gelten, wenn wir anders denken. Wir akzeptieren doch tatsächlich die Vorstellung, daß die Vorhäute der Kinder einer Religionsgemeinschaft schnipp-schnapp weggeschnitten werden müssen, um eine Verbindung mit Gott herzustellen. Und dass dieser Schnitt großartig wichtig und Gott wohlgefällig sei Diese Vorstellung ist an sich bereits schwer gotteslästerlich. Aber für Theologen offenbar kein Grund, sie endlich ein für allemal aufzugeben und sie nicht weiterhin wegen der Tradition unter Artenschutz zu stellen. Es ist vorbei! Traditionen müssen verlassen werden, wenn sie nicht länger verantwortbar sind. Es geht nicht um einige Millimeter Haut, es geht um die geistige Entwicklung der Menschheit, vor der wir uns zu rechtfertigen haben. Und wenn wir unsere bisherige Identität durch Aufgabe von Traditionen verlieren ...? Keine Sorge, es ist nicht schade drum. |
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